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Marktveränderungen erfordern hohe Produktivität

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Das Buch ist nicht tot – doch die Spielregeln seiner Herstellung verändern sich grundlegend. In einer mehrteiligen Serie beleuchtet David Zwang im Auftrag von Contiweb, wie sich die Nachfrage verschiebt, die Auflagen kürzer werden und sich die Lieferketten neu ausrichten – und was das für die Produktion bedeutet.

Aktuell gibt es weltweit viele Gegenwinde – wirtschaftliche wie geopolitische. Doch die Geschichte lehrt uns, dass auch diese Phase vorübergehen wird. In zahlreichen Bereichen der Druckwirtschaft bleibt die Nachfrage solide, zugleich verlangen die Marktverschiebungen mehr Produktionsflexibilität. Und während die Renteneintritte die Neueinstellungen weiterhin übersteigen, ist dies paradoxerweise ein günstiger Moment, Prozesse und Technologien neu aufzustellen.

Druck – und insbesondere Verpackung – wird sich weiterhin mit der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung vergrößern. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete der weltweite Privatkonsum eine Rekordausweitung: Laut Brookings liegt er derzeit bei rund 30 Billionen € pro Jahr und dürfte bis 2030 auf etwa 55,3 Billionen € steigen. Dieses, vom Wachstum der globalen Mittelschicht getragene Plus entspricht in etwa einem Drittel der Weltwirtschaft.

Vom Konsumverhalten zur Automatisierung

Mit diesem Wachstum verändern sich auch die Kaufgewohnheiten – und dieser Wandel wird sich fortsetzen. Cloud-Anwendungen nehmen in rasantem Tempo zu: Laut Grandview Research wurde der weltweite Cloud-Computing-Markt 2022 mit 418,4 Milliarden € bewertet und soll zwischen 2023 und 2030 jährlich um 14,1 % wachsen.

Der Onlinehandel wächst weiterhin rasant: Für 2025 wird prognostiziert, dass er 24 % des weltweiten Einzelhandelsumsatzes ausmachen und 85 % aller Konsumentinnen und Konsumenten beeinflussen wird. Hinzu kommt die steigende Zahl an Produktvarianten (SKUs), bedingt durch die immer feinere Segmentierung der Konsumentenmärkte – eine Entwicklung, die herkömmliche Produktions- und Lieferketten zunehmend unter Druck setzt. All dies erfordert eine stärkere Automatisierung und Vereinfachung von Produktions- und Geschäftssystemen, um den neuen Marktanforderungen gerecht zu werden – eine Entwicklung, die der Druckbranche, insbesondere dem Digitaldruck, weiterhin zugutekommen wird. Das Wachstum wird jedoch je nach Druck- und Verpackungsanwendung unterschiedlich ausfallen.

Buchdruck und Verpackung im Aufwind

Auch wenn manche das gedruckte Buch schon für tot erklärten – diese Berichte waren stark übertrieben! Allein in den USA hat Barnes & Noble im vergangenen Jahr 60 neue Buchhandlungen eröffnet und plant, in diesem Jahr weitere 60 zu eröffnen. Um all diese Regale zu füllen, wird viel neue Produktionskapazität benötigt. Die meisten modernen Buchproduktionslösungen sind daher auf kürzere Auflagen und schnelle Durchlaufzeiten ausgelegt – möglich gemacht durch ein hohes Maß an Automatisierung, das den heutigen Marktbedingungen gerecht wird. Für digital gedruckte Bücher wird weiterhin ein starkes zweistelliges Wachstum erwartet.

Im Bereich Commercial Print – etwa bei digital gedruckter Direktwerbung – wird mit mittlerem zweistelligem Wachstum gerechnet; andere Segmente dürften moderat zulegen und darunter bleiben. Das anhaltende Wachstum des Konsums treibt zugleich die Verpackungsproduktion an. Der Verpackungsmarkt erreichte 2024 ein Volumen von rund 1,04 Billionen € und dürfte bis 2029 auf etwa 1,19 Billionen € anwachsen – bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 3,89 %. Die Nachfrage ist also in vielen Bereichen der Druckökonomie weiterhin robust, doch Gegenwinde und Marktverschiebungen verlangen mehr Flexibilität in der Produktion.

Automatisierung, Nachhaltigkeit und Inkjet-Wachstum

Getrieben wird das Wachstum vor allem von kürzeren Auflagen und schnelleren Durchlaufzeiten; hinzu kommen Kostendruck, die Reduktion von Lagerbeständen und zunehmend strenge Nachhaltigkeitsziele. Diese Anforderungen lassen sich mit Digitaldruck – insbesondere Produktions-Inkjet – sowie mit Automatisierung gut erfüllen. Dennoch ist die Verbreitung des Produktions-Inkjet geringer, als man erwarten würde. Wie groß der weltweit adressierbare Markt tatsächlich ist und wie hoch die Adoptionsraten sind, lässt sich nur schwer belastbar beziffern: Die Werte unterscheiden sich je nach Anwendung, während sich das Spektrum der Inkjet-Applikationen stetig erweitert und weiter ausdifferenziert.

In dieser Phase ist die Zeit nicht stehen geblieben – trotz all der spannenden Entwicklungen, der zunehmenden Einführung und des Wachstums. Auch die Märkte haben sich weiterentwickelt und neue Herausforderungen hervorgebracht. Einige davon sind klar marktbasiert, andere durch Inkjet und Technologie bedingt. Sowohl für sich genommen als auch im Zusammenspiel werden diese Faktoren die weitere Einführung zusätzlich befeuern.

Arbeitskräftemangel, Partnerschaften und automatisierte Workflows

Da sich die Märkte weltweit weiter verändern, werden Konnektivität, Distribution und Support-Partnerschaften, die Kunden und Partner bestmöglich unterstützen, zum Schlüsselfaktor. Zwar bleiben Marken, Produkte und Entwicklungen jeweils bei den einzelnen Herstellern, doch wir erwarten eine stärkere Zusammenarbeit an künftigen Lösungen – insbesondere im Bereich Automatisierung. Gerade jetzt ist der Blick auf durchgängig automatisierte Workflows aktueller denn je: Das Wachstum und die Wirkung des Produktions-Inkjets treffen auf Arbeitskräfte- und Kostendruck sowie den Bedarf an schnellen Turnarounds.

Das verfügbare Fachpersonal dürfte der wichtigste Treiber für den Ausbau von Produktions-Inkjet und Automatisierung sein. Nach der Pandemie hat die „Great Resignation“ in Kombination mit steigenden Lohnkosten dazu geführt, dass es immer schwieriger wird, qualifizierte Offset- oder sogar Flexo-Maschinenführer zu finden und auszubilden. Hinzu kommt, dass die USA 2026 auf einen unausweichlichen demografischen Einbruch zusteuern: Aufgrund des Geburtenrückgangs seit der Finanzkrise 2008 werden rund 500.000 weniger Berufseinsteiger in den Arbeitsmarkt eintreten. Ähnliche Entwicklungen zeichnen sich weltweit ab.

Produktionsautomatisierung und integrierte Lieferketten bieten hier langfristige Lösungen. Hochautomatisierte Prozesse, Digitaldruck – insbesondere Produktions-Inkjet – werden dabei eine zentrale Rolle spielen. Die modulare Struktur der Inkjet-Bildgebungstechnologie eröffnet zudem neue Chancen, sowohl bestehende als auch neue Märkte und Segmente zu erschließen.

Technologieintegration und die Zukunft des Inkjetdrucks

Die Entwicklung neuer und verbesserter Modelle sowie der Einsatz von bahn- (roll-)basierten Flexo- und Inkjet-Produktionsmaschinen schreiten weiter voran – trotz des zunehmenden Angebots an Bogen-Inkjet-Systemen. Diese Zunahme ist das Ergebnis flexiblerer Produktionsszenarien und Anwendungen, bei denen Druckmaschinen mit hochautomatisierten Zuführ- und Weiterverarbeitungslösungen verbunden sind. Tatsächlich sehen wir immer häufiger Integrationen, bei denen Weiterverarbeitungssysteme verschiedener Anbieter inline arbeiten – und sogar mehrere Druckmaschinen unterschiedlicher Hersteller eine gemeinsame Weiterverarbeitungslinie speisen. All dies trägt dazu bei, den Anforderungen eines sich wandelnden Druckmarktes gerecht zu werden und neue Druckanwendungen zu ermöglichen.

David Zwang unterstützt Unternehmen weltweit dabei, Produktivität, Margen und Marktreichweite in den Bereichen Publishing und Packaging zu steigern. Er ist derzeit Vorsitzender der GWG (Ghent Workgroup) und in zahlreichen nationalen wie internationalen Normungsgremien vertreten.